Zugfahrt im Dunklen – eine Metapher?

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Gestern bin ich Zug gefahren. Viele Stunden mit Maske und defekter Klimaanlage. Es war voll. Die Zugführerin hatte gerade darüber informiert, dass mehr Sitzplätze freigegeben werden müssten als es nach den Coronavorschriften erlaubt sei. Zu viele Gäste müssten sonst stehen. „Also, tragen sie Ihre Masken und rücken Sie zusammen. Dann kriegen wir das schon zusammen hin.“  

Plötzlich ist es nicht gefährlich

Ich spüre, wie ich irritiert bin. Was denken die sich? Plötzlich ist es nicht gefährlich? Weil nicht genügend Sitzplätze vorhanden sind und zu viele Gäste stehen müssten.“ Um mich herum bemerke ich Unruhe.

„Bitte halten Sie Abstand.“ Die Stimme der jungen Frau klingt ängstlich. Vor ihr steht ein extrem übergewichtiger Mann. „Ich bin doppelt geimpft. Machen Sie sich keine Sorgen.“

Sie wiederholt: „Bitte halten Sie Abstand.“

„Na gut, dann setze ich mich eben woanders hin.“ Er drängt sich durch den engen Gang des Zuges.

Wir schwitzen gemeinsam - anders geht es nicht

Das junge Paar vor mir reist mit Baby. „Mir ist zu heiß hier. Ich kann hier nicht bleiben. Such mir einen anderen Platz.“ Mit diesen Worten schickt sie ihren Begleiter los. Die Luft ist verbraucht. Alle Gäste winden sich. Keiner kann ausweichen. Stille kehrt ein. Nur das monotone Fahrgeräusch des Zuges ist hörbar. Wir schwitzen gemeinsam. Anders geht es nicht.

Während der Zug durch die Nacht fährt, frage ich mich, ob das unsere Zukunft ist. Soll es so weitergehen? Eine Reise durch die Dunkelheit?

Zurück ins Licht - antifragile Alltagserfahrung

Ich erinnere mich an die Ausstellung von Jochen Quast. Darüber habe ich in meinem Blog „Zurück ins Licht“ geschrieben. Nach der Dunkelheit folgt das Licht. Irgendwann müssen wir zurück aus der Krise. Mit großer Chance stärker als vorher.

Irgendwann kommt der Zug an. Menschen quellen auf den hell erleuchteten Bahnsteig. Jeder in Eile. Alle wollen nach Hause. Ich auch.

Im Nachklang spüre ich, dass ich stolz bin, die Fahrt gut überstanden zu haben. Trotz meiner Müdigkeit nach der Arbeit vor der Kamera im Studio. Trotz des ungewohnten Make-ups. Trotz meiner Anspannung. Und jetzt fühle ich mich stärker als vorher. Weil ich es geschafft habe, ohne mich zu beschweren. Wieder eine antifragile Erfahrung im Alltag.

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