Was kann Dein Stamm für Dich tun?

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Inhaltsverzeichnis

Ein Stamm bietet Sicherheit, sowohl materiell als auch spirituell. Dabei geht es gleichermaßen um Werte wie auch Wahrheit. Die Werte sind klar: Integrität, Respekt, Loyalität, Zuverlässigkeit und Einheitlichkeit. Diesen Werten müssen sich alle Menschen verpflichten, die einer Gruppe angehören. Für mich gehören auch Beständigkeit und Wahrheit hinzu. Die Verschiedenartigkeit der Menschen, die einen Stamm bilden, sorgt für einen permanenten Realitätsabgleich. Denn auch die Wahrheit hat viele Seiten. Wir brauchen die Perspektive anderer Menschen, um mehr als nur eine Facette der Wahrheit zu verstehen. Je mehr Menschen auf ihre Art hinschauen, desto vollständiger wird das Bild.


Die Wahrheit hat 144 Seiten


Das glaubt zumindest der Biophysiker Dr. Johan Boswinkel. Auch eine interessante Idee, der ich gut folgen kann. Denn mir ist bewusst, dass das vollständige Bild mehr als die Summe seiner Teile ist. 144 Seiten einer Wahrheit entsprächen 144 Menschen. Jeder Mensch würde einen Teil der Wahrheit beanspruchen. Kämen mindestens 144 Menschen zusammen und würden ihre Wahrheit aussprechen, könnte man sich einer “absoluten” Wahrheit deutlich nähern. Wenn ich davon ausgehe, 150 Menschen wären eine ideale Stammesgröße, dann hätte ich mit 150 Menschen eine reelle Chance, zumindest einer vollständigeren Wahrheit näherzukommen. Die Voraussetzung dafür ist, dass diese Gruppe divergent denkt und diesen Austausch aushält, unvernünftige Ansichten eingeschlossen. Würden wir so eine gemeinsame Wirklichkeit erschaffen können, die vielfältig genug wäre? Ich vermute, das wäre nur dann der Fall, wenn wir mit den 150 Menschen wirklich im Kontakt wären und uns günstigstenfalls auf einen gemeinsamen Sinn geeinigt hätten.


Die Sache mit der Sicherheit


Ein Stamm gibt Sicherheit.
Denn jeder kennt die Erfahrung, in einer Gruppe stärker zu sein als allein. Und doch braucht jede Gruppe auch Einzelgänger, solche, die ihre Ideen auch gegen den Widerstand der Gruppe zur Verfügung stellen, ohne sich gleich beirren zu lassen. Ein sicherer Standpunkt ist etwas, was sowohl Dir als auch der Gruppe dient. Stell Dir die Frage, wie Deine Stärken sich am besten entfalten? Brauchst Du Übereinstimmung oder Widerstand? Vielleicht brauchst Du sogar beides.


Sinngebung


Ein gutes Leben entsteht, wenn wir einen Sinn empfinden. Früher dachte ich, Sinn läge in der Qualität dessen, was ich tue. Studien zeigen: Helfen ergibt Sinn. Das lässt sich gut übertragen auf die Familie, die Arbeit, das Leben mit Freunden und auch für einen Stamm. Wenn wir füreinander da sind, ergibt alles einen Sinn. Jede Tätigkeit bietet so einen Mehrwert. Einen, der den Stamm voranbringt, unabhängig von seiner Größe. Du merkst, wie ich mit den Begriffen von Stamm, Wahrheit und Sinn immer wieder tanze. Oder tanze ich um sie herum? Wenn ich voraussetze, dass sich viele Menschen auch in Gruppen allein fühlen, sie deswegen weniger Sinn in ihrem Tun empfinden, dann verstehe ich die Wirkung auf unsere Gesellschaft folgendermaßen: Je mehr Einsamkeit, desto weniger Sinn und desto mehr Leere.


Einsamkeit im Stamm


Hier komme ich zu einem Problem von Stammesbewusstsein. Wenn nämlich der Kontakt zum Stamm nicht mehr stimmt, bekommen andere Gruppendynamiken viel mehr Kraft. Die Verbindung in den Stamm hinein erlaubt mir, Informationen anders zu filtern. Das entspricht meiner biologischen Ausstattung. Fehlt sie, bin ich viel offener für Feindbilder, denn diese geben Sinn und beenden die Leere, die Isolation. Unsere Aufmerksamkeit muss also in Richtung Stammesverbindung gehen – in den Kontakt.


Werte, Gefühle und Dein innerer Ort


Werte und Gefühle geben unserem Leben nicht nur Sinn, wenn es um Feindbilder geht. Vielmehr geht es um unsere eigenen Definitionen für das Leben. Eigene Definitionen unserer Werte, die in der Gruppe immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden. Werte, die ich anfangs schon genannt habe, nämlich Integrität, Respekt, Loyalität, Zuverlässigkeit, Einheitlichkeit, Verlässlichkeit und Wahrheit. Diesen Werten müssen sich alle Menschen verpflichten, die einer Gruppe angehören. Diese zu füllen ist bei aller Selbstverständlichkeit ein individueller Prozess. Denn es geht um Gefühle. Und es geht um die innere Bereitschaft, Glück zu erzeugen, für Dich und den Stamm. Ein Buch von Alexandre Jardin hat mich schon vor Jahrzehnten inspiriert darüber nachzudenken: Die Insel der Linkshänder.


Der Protagonist sieht sich mit der Frage konfrontiert, wem er sein Leben weihen will. Eine Frage, die ich Dir auch stelle. Was ist das große Ziel, das Dein Leben mit Inhalt füllt? Deine Liebe? Dein Erfolg? Das Miteinander? Deine Rechte oder die der anderen? Die Liste ist lang. Doch in jedem Fall musst Du in Dir einen Ort finden, an dem nichts unmöglich ist.

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