Grenzen wahren: 5 Schritte und ein Blick in die Zukunft

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Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Du musst deine Grenzen wahren. Jeder weiß es und jeder gibt diesen Ratschlag. Leichter gesagt als getan. Das Problem ist, dass jeder Ratschlag auch ein Schlag sein kann. Denn kaum etwas scheitert so oft wie diese persönliche Grenzziehung. Als Therapeutin bin ich viel damit beschäftigt, diese Schritte zur Findung der persönlichen Grenzen zu vermitteln – oftmals nicht sehr erfolgreich. Das bringt mich dazu, diese Schritte genauer zu betrachten und sie auf die Erschaffung einer besseren Zukunft anzuwenden.

Grenzen helfen, den eigenen Raum zu entfalten

Die Natur ist zunächst grenzenlos. Alles ist miteinander verbunden, geht ineinander über, und doch gibt es sie, diese Grenzen. Jene, die für das Überleben des Einzelnen sorgen, und jene, die für das Überleben der Welt zuständig sind. Für ein freies Leben sind persönliche Grenzen unumgänglich. Tatsächlich brauchen wir Grenzen sogar, um unseren eigenen Raum überhaupt entfalten zu können. Paradox und wahr. Damit das gelingt, müssen wir Grenzen kennen – unsere und die der anderen – und uns mit uns selbst auskennen. Die Grenzen der Welt wiederum liegen in ihren Ressourcen und darin, dass alle zum Überleben etwas davon brauchen.

Grenzen sind eine natürliche Angelegenheit

Wenn Grenzen überall so wichtig sind, warum ist es dann so schwer, sie zu setzen? Wo liegt der Fehler in unserem Verhalten? Oder ist es keiner? Meine Antwort lautet: Offensichtlich brauchen wir natürlicherweise beide Zustände, Freiheit und Grenzen. Und genauso natürlich ist Grenzen setzen als lebenslänglicher Prozess. Grenzen sind eben eine natürliche Angelegenheit. Deshalb gibt es auch natürliche Werkzeuge, die es uns erleichtern, Grenzen einzurichten. Eines davon ist das Gehirn.

Das Gehirn ist ein Werkzeug

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Grenzen zu setzen, bedeutet für viele Menschen, Nein zu etwas zu sagen. Ein Nein jedoch erzeugt Anstrengung, während das Gehirn entspannter ist, wenn wir Ja sagen. Deswegen schreibe ich in meinem Buch „Stress ist kein Monster“ unter anderem darüber, dass die Natur eine Symphonie des Ja ist. Wenn du also deine Grenzen setzt, stell dir zuerst die Frage, wozu du Ja sagst. Dann ergeben sich die Grenzen aus sich selbst, denn ein eindeutiges Ja bedeutet immer auch ein Nein zu etwas anderem. Meine persönliche Erfahrung ist, dass es zu Beginn eines Prozesses oft leichter ist zu sagen, was man nicht will. Denn die damit verbundenen Ereignisse liegen in der Regel an der Oberfläche, ganz einfach, um dich vor unnötigen Wiederholungen zu bewahren. Das ist ein evolutionäres Überbleibsel, das dem Überleben dient. Negatives kann schließlich immer auch eine Gefährdung bedeuten. Meistens gibt es also eine Erfahrung, der wir folgen, wenn wir zu etwas Nein sagen. Und hier kommt die wichtigste Botschaft: eine solche Erfahrung gibt es zu dem Ja auch, aber weil positive Ereignisse für das Überleben nicht so wichtig sind, werden sie vom Gehirn nicht als erste angeboten. Dieses Wissen kannst du bewusst nutzen, indem du deine guten Erlebnisse aufschreibst. Damit bewahrst du sie nicht nur, sondern du verstärkst sie in ihrer Bedeutung, auch für dein Gehirn. Wie du merkst, ist Grenzen setzen ein hochemotionaler Vorgang.

5 Schritte, die deine Grenzen definieren

Dein Gehirn zu trainieren, ist das eine. Das andere besteht darin, dich im Grenzen setzen selbst zu üben. Ich biete dir dazu 5 Schritte an, die dir dabei helfen. Diese solltest du häufig wiederholen. Mit der Zeit werden sie so selbstverständlich für dich sein wie das Zähneputzen.

  1. Reflektiere deine Bedürfnisse und deine Werte
    Hier klärst du, was du brauchst. Deine Bedürfnisse sollten deinen Werten entsprechen. Das Gute an der Zukunft ist ja, dass wir nur unsere innere Haltung ändern müssen, um sie besser zu machen. Das gilt im Kleinen genauso wie im Großen.
  2. Erkläre deine Grenze
    Ergründe deine Beweggründe. Prüfe, ob sie nur für dich gut sind oder auch für deine Umgebung. Ein Grund sollte immer für beide ein guter Grund sein.
  3. Kommuniziere deine Grenze
    Sprich über deine Grenze und teile deine Ideen dazu mit anderen. Wenn es um die Zukunft geht, kann es wichtig sein, dass du dazu soziale Medien nutzt. Wenn es nur um dich selbst geht, sprich mit den Menschen um dich herum. Höre zu, wie sie antworten, sprich weiter und sorge dafür, dass sie dir zuhören.
  4. Pflege deine Grenze
    Pflege und wahre deine Grenze. Das Zauberwort heißt Beharrlichkeit. Jede Grenze kann die einer anderen Person berühren oder sogar verletzen. Dann entsteht das, was ich eine bewegliche Grenze nenne. Hier ist es wichtig, sich nicht zu verraten und gleichzeitig das Wohl der Gruppe im Auge zu behalten.
  5. Überprüfe deine Grenze
    Hier wird es besonders spannend, denn es ist wichtig, die eigenen Grenzen regelmäßig auf Richtigkeit und Angemessenheit zu prüfen. Manche Grenze ist nach einiger Zeit nicht mehr relevant oder die Umstände zwingen dich, andere Entscheidungen zu treffen. Wichtig ist, dabei nicht die eigenen Werte zu verletzen (damit wärst du wieder bei 1. angekommen).

Grenzen für die Zukunft

Eine der zentralsten Fragen mit Blick auf eine Zukunft Beyond Reality ist die, wie sich diese Zukunft anfühlen soll. Dann klärst du, wie du dieses Gefühl am besten herstellen kannst und welche Grenzen du dafür festlegen musst. Ausgehend von deinen persönlichen Grenzen kannst du den Blick erweitern und ihn mit Respekt und Wertschätzung in die Zukunft richten. Erinnere dich: Alles ist natürlicherweise miteinander verbunden und braucht Grenzen – trotzdem und gerade deshalb. Welche Wirkung hat es auf dich, wenn du entspannt Ja zu einer gerechten Zukunft sagst – und erst dann deine Grenzen festlegst? Findest du Grenzen, die mit einem Ja zu dir und der Welt einhergehen? Je mehr Menschen du in diesem Prozess mitnimmst, desto größer wird die Chance auf eine echte Veränderung. Eine, die freiwillig entsteht, die der Freiheit zu leben gerecht wird und die die Bereitschaft voraussetzt, unser Verhalten auch dann zu verändern, wenn wir die Früchte unseres Handelns nicht mehr ernten können.

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