Antifragilität ist nicht nur ein Wort

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Inhaltsverzeichnis

Wir sprechen viel über unsere Verletzlichkeit und darüber, wie ungnädig das Leben manchmal zu uns ist. Wir sprechen über den Stress und darüber, wie er uns zerstört. Meine Erfahrung ist anders und darüber möchte ich schreiben.

Mein Leben war bisher turbulent und oft herausfordernd. Es hätte mich in die Knie zwingen können. Hat es aber nicht. Im Gegenteil. Es hat mich stärker gemacht. Nicht in dem Sinne, dass es mich abgehärtet hätte oder ich gar abgestumpft wäre. Nein, im Gegenteil. Meine ohnehin ausgeprägte Wahrnehmungsfähigkeit hat zugenommen. Das Leben hat mich einfach gelehrt, dass mit jeder schweren Erfahrung, mit jedem Verlust auch ein Gewinn verbunden ist. Keiner, der sich mir sofort offenbart. Eher einer, den ich suchen muss. Aber immer einer, der da ist.


Wenn du etwas verlierst, gewinnst du auch immer etwas

Das ist auch so in der Natur. Wenn etwas verbrennt, ist der Boden danach fruchtbarer. Wenn du die Augen schließt, kannst du besser hören. Wenn du Etwas verlierst, suchst und findest du etwas Neues. Diese einfachen Beispiele können nur annähernd die Tragweite dieses Prinzips verdeutlichen.

Alles nur eine Frage der Ansicht? Das ist nur die eine Hälfte der Antwort. Die andere Hälfte heißt Vertrauen. Vertrauen in Dich, Deine Anpassungsfähigkeit, und darin, dass wir für das Leben gerüstet sind. 


Die Sache mit der Sicherheit

Selbstverständlich ist Sicherheit ein nachvollziehbarer Wunsch. Doch das Verrückte ist: Je mehr wir nach Sicherheit suchen, desto mehr Angst haben wir. Und absolute Sicherheit ist in der Regel eine Illusion, relative Sicherheit im Sinne der Risikoeinschätzung jedoch nicht. Ist es also notwendig den Umgang mit Risiken zu üben? In unserer Gesellschaft ganz sicher. Würden wir in der Natur leben, wäre es anders. Dann wüssten wir um die Unwägbarkeiten des Lebens, weil sie uns buchstäblich tagtäglich vor Augen stünden.


Unglücke geschehen

Ich erinnere mich, als wir in den 1970ern den Super-Gau von Atomkraftwerken diskutierten. Der Physiker, der zu uns sprach, um uns von der Sicherheit von Atomkarftwerken zu überzeugen sagte: Das haben wir im Griff. Wie sind auf alle Möglichkeiten vorbereitet.

Als Teenie wagte ich kaum meinen Gedanken auszusprechen: Und was, wenn doch? Ich meine, wenn Sie nicht an alles gedacht haben?

Seine unerschütterliche Antwort kam schnell. Heute würde ich sagen zu schnell. 

Mach Dir keine Sorgen, Mädchen. Wir haben an alles gedacht.

Mit Tschernobyl wurde klar, dass sie nicht an alles gedacht hatten. Keine Überraschung, weil  man einfach nicht an alles denken kann.

Heißt das, wir dürfen keine Risiken eingehen? Ich denke, keine unnötigen. Kann es sich lohnen, Risiken einzugehen? In jedem Fall. Ich kenne nichts, was risikoreicher ist als sich in einer Beziehung wirklich zu öffnen. Ein superverletzlicher Zustand und gleichzeitig einer mit großem Gewinn.


Das Prinzip der Antifragilität

Eingeführt wurde der Begriff vom Libanesen Nassim Nicholas Taleb. Er wirkt als Essayist und Forscher in den Bereichen Statistik, Zufall und Epistemologie und ist ehemaliger Finanzmathematiker. Auf der Suche nach dem genauen Gegenteil von Verletzlichkeit (Vulnerabilität) bemerkte er, dass Widerstandskraft (Resilienz) dem nicht entspricht. Vielmehr entsteht aus dieser Paarung die Idee, dass wir auf bestimmte Ressourcen angewiesen sind, um Stressresilienz erreichen zu können. Seiner These zufolge werden wir aber dadurch stärker, dass wir am Leben sind und Erfahrungen machen.

Auch die mit den nicht zu erwartenden Unglücksfällen. Ich vereinfache hier sehr stark. Aber ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, wie sehr eine antifragile Grundhaltung dem Leben zuträglich ist. Dabei hat mein selbstverständlicher Umgang mit schweren Situationen und Verlusten bei aller Belastung immer auch einen Kraftgewinn mit sich gebracht. Und zwar immer dann, wenn ich die Situation angenommen habe und dann geschaut habe, wie ich damit umgehen kann. Gegenwehr zerstört das antifragile Prinzip und verhindert damit die natürliche Antwort auf das, was das Leben mit sich bringt.

Deswegen fordere ich Dich heraus, jeden Tag an den Rand Deiner Komfortzone zu gehen.


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